Pflegeplätze werden immer wichtiger

Sie hat Mann und Kinder, ihren Beruf, das Haus – und ihre kranke Mutter, die alleine nicht mehr zurecht kommt und auf die Hilfe der Tochter angewiesen ist: Waschen, pflegen, Medikamente verabreichen, betreuen, den Alltag erträglicher gestalten. Ein „Job“, der an die körperlichen und psychischen Grenzen geht und der nur mit Liebe zu meistern ist.

„Was pflegende Angehörige leisten, ist oftmals top. Davor habe ich den größten Respekt“, sagt Sabine Wellmeyer, Leiterin der Caritas-Tagespflege St. Elisabeth in Hörstel-Riesenbeck. Tagespflege wie in St. Elisabeth sei daher eine dringend notwendige Entlastung und Unterstützung der Angehörigen – und sie werde immer stärker nachgefragt, wie Wellmeyer gegenüber dem SPD-Landratskandidaten Dr. Stefan Giebel und der SPD-Kreistagsfraktion verdeutlichte.
Die Politiker statteten der Caritas-Einrichtung in Riesenbeck, die im ehemaligen Schwesternheim des früheren Krankenhauses untergebracht ist, jetzt im Rahmen ihres Sommerprogramms einen Informationsbesuch ab. Organisiert hatte diesen Besuch die Hörsteler SPD-Kreistagspolitikerin Annette Wenzel, auch aufgrund ihrer eigenen, persönlichen Erfahrungen in der Pflege der kranken Mutter.

Enormer Zuwachs
„Pflege und insbesondere Tagespflege: Das ist ein wichtiges Thema, das uns immer mehr beschäftigen wird“, betonten Annette Wenzel, Stefan Giebel und der Hörsteler SPD-Bürgermeisterkandidat David Ostholthoff. „Der Bedarf an Pflege wird in einer Gesellschaft, in der die Menschen immer älter werden, in den nächsten Jahren enorm zunehmen. Wir müssen gute Rahmenbedingungen schaffen, damit es mehr Pflegeplätze geben kann“, waren sich die SPD-Politiker einig.

Geht es nicht länger?
Die Caritas-Tagespflege St. Elisabeth spürt die Zunahme bereits deutlich. 16 Plätze werden derzeit für pflegebedürftige Menschen angeboten, von montags bis freitags zwischen 8 und 17 Uhr. „Wir haben auch schon einmal darüber nachgedacht, ob wir nicht auch samstags öffnen sollen“, verdeutlicht Wellmeyer, wie groß die Nachfrage ist. „Manchmal werde ich auch gefragt, ob nicht mehr als neun Stunden am Tag möglich sind.“

Vielfältiges Angebot
Je nach Ausmaß der Pflege-und Betreuungsbedürftigkeit werden die Tagesgäste, von denen viele zwischen 75 und 80 Jahre alt sind, nach der herzlichen Willkommensrunde in Gruppen eingeteilt. In verschiedenen Räumen gibt es dann vielfältige, durchdachte Angebote zur Gestaltung des Tages: Vom Zeitungszirkel, der tagesaktuelle Politik diskutiert, über Klön- und Spielaktivitäten bis hin zu Spaziergängen und Festen. In einem besonderen Raum, der „Guten Stube“, werden die Gäste mit stärkerer Demenz betreut, hier ist alles liebevoll auf die geringeren Möglichkeiten dieser Menschen abgestimmt.

Verbesserte Finanzierung
Dass die Nachfrage nach der Tagespflege so stark zugenommen hat, hängt nach den Worten von Wellmeyer natürlich auch mit den verbesserten Finanzierungsmöglichkeiten zusammen. Sie stellte ausführlich das sogenannte „Erste Pflegestärkungsgesetz“ vor, das 2015 in Kraft getreten ist und unter anderem auch die Tagespflege deutlich stärker fördert. Allerdings: „Viele Betroffene und ihre Angehörigen wissen gar nicht, was ihnen alles an Leistungen zusteht und welche Möglichkeiten sie haben, um Förderungen flexibel zu nutzen oder zu kombinieren“, sagte Wellmeyer.

Zahlreiche Möglichkeiten
Dynamisierte Sachleistungen, dynamisiertes Pflegegeld in Stufen von 0 bis 3, Verhinderungspflege, Kurzzeitpflege, pauschale Zuschläge, Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfeldes, Leistungen für Tages- und Nachtpflege, zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen, niedrigschwellige Entlastungen, Kombinationsleistungen, natürlich auch vollstationäre Pflegeleistungen – und, und, und: „Es gibt so viel, aber es ist für den Laien auch verwirrend“, sagte Wellmeyer. Sie riet dringend, sich frühzeitig zu informieren.

„Pflegelotsen“
SPD-Landratskandidat Dr. Stefan Giebel nahm diesen „Förder-Dschungel“ zum Anlass für eine Forderung: „Der Kreis Steinfurt muss seine vorhandenen Beratungsstrukturen bei der Pflege wenigstens besser bekanntmachen, kaum jemand kennt sie doch. Und nach Möglichkeit muss er sie auch ausbauen“, sprach sich Giebel für eine Art „Pflegelotsen-System“ im Kreis Steinfurt aus.

Auf den Fotos:

1.Stefan Giebel, Annette Wenzel und Sabine Wellmeyer

2.Die Kreistagsfraktion der SPD mit dem Hörsteler Bürgermeisterkandidaten David Ostholthoff (links)

3.Mitglieder der Kreistagsfraktion mit Sabine Wellmeyer und Stefan Giebel