
Solange sie noch nicht in einen regulären Kindergarten gehen können oder dürfen, kommt ein „Kindergarten auf vier Rädern“ eben zu ihnen: Eine mobile Kindertagesstätte für Flüchtlingskinder im Kreis Steinfurt schlägt jetzt die SPD vor. Sie greift damit eine Idee auf, die landesweit schon in einigen Städten umgesetzt worden ist und die seit Mai auch vom Land NRW finanziell gefördert wird.
Eine mobile Kita für Kinder von Zuwanderern und Flüchtlingen: Seit anderthalb Jahren macht die Stadt Gelsenkirchen damit gute Erfahrungen. An bestimmten, festen Wochentagen fahren Erzieherinnen in einem zum Spielmobil umgebauten Wohnwagen dorthin, wo die Kinder leben. Dann werden Tristesse und Trauma der Flucht wenigstens für ein paar Stunden vertrieben. Es wird gebastelt, gemalt, gespielt, gelacht – und gelernt.
Denn Deutschlernen gehört dazu, und das geht praktisch wie von alleine. Denn da werden zum Beispiel im Morgenkreis gemeinsame Lieder gesungen, da wird beim Seilchenspringen mitgezählt. Schon nach kurzer Zeit, so zeigen es die Erfahrungen, können die Kinder einfache Sätze in der Sprache bilden, die ihnen bis dahin völlig fremd war.
Ohnehin läuft alles ganz unkompliziert in der Mobilen Kita. Keine Anmeldung, keine Bring- und Abholzeiten, keine Gebühr. In Gelsenkirchen hat dieses, wie es im Amtsdeutsch heißt, „niedrigschwellige Angebot“ dazu geführt, dass Integration von Zuwanderern und Flüchtlingen tatsächlich in Gang gesetzt wird. So sind viele der Kinder inzwischen in feste Spielgruppen gewechselt, manche sogar in einen Regelkindergarten. Hier treffen sie auf gleichaltrige deutsche Mädchen und Jungen – und lernen so außer der Sprache nebenbei auch etwas vom Alltag und von den Regeln in dem unbekannten Land.
Geht es nach der SPD, soll der Kreis Steinfurt das Projekt Mobile Kita für Flüchtlingskinder unter sechs Jahren einführen. Ein entsprechender Antrag soll gestellt werden, hieß es bei den Beratungen der Partei zum Kreishaushalt 2016. Die Kreisverwaltung soll noch ermitteln, was es kosten würde. „Für das Vorhaben gibt es Fördergelder vom Land“, sagt Peter Middendorf, jugendpolitischer Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion. Die Kosten dürften damit im überschaubaren Bereich liegen. Die Nachfrage nach den Fördermitteln ist groß, das Familienministerium habe viele Anträge erhalten, sagte ein Ministeriumssprecher.