

Der Zustrom an Flüchtlingen hat über die Feiertage und den Jahreswechsel etwas nachgelassen. Nur eine kleine Atempause – mehr nicht. Die Herausforderung, diese Menschen zu integrieren, bleibt gewaltig. Dennoch ist Ralf Jenders optimistisch. „Wir haben eine große Chance im Kreis Steinfurt, das jetzt auf einen guten Weg zu bringen.“
Jenders ist nicht blauäugig. Er weiß, wovon er spricht. Flüchtlingsarbeit und Integration sind sein Beruf und seine Leidenschaft. Seit 1987 arbeitet er im Begegnungszentrum für Ausländer und Deutsche in Ibbenbüren, seit einigen Jahren ist er dort Geschäftsführer.
Diesen Mann aus der Praxis hatte die SPD jetzt zu einer Fachtagung eingeladen. Rund 70 Kommunalpolitiker, darunter einige Bürgermeister, und interessierte Bürger kamen. „Wir möchten von seinen Erfahrungen und Ideen profitieren“, sagte Andreas Sievert, Kreis-Vorsitzender der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK), die die Tagung organisiert hatte.
Eine Erfahrung von Jenders: „Ehrenamtliche Hilfe ist großartig und unverzichtbar, aber sie muss koordiniert und gesteuert werden.“ Hier stimmt ihn die Entscheidung des Kreistages, nun doch – nach langem Drängen der SPD – ein Kommunales Integrationszentrum (KIZ) einzurichten, zuversichtlich. 6, 5 Fachkräfte wird das Land dem Kreis für diese Einrichtung bezahlen.
Mehr Effektivität in der Integration
„Damit wird es endlich möglich, die Organisationen und ehrenamtlichen Helfer in der Flüchtlingsarbeit zu vernetzen, zu begleiten und zu unterstützen“, sagte Jenders. Geschaffen werden könne gewissermaßen eine kreisweite Landkarte an Angeboten und Ansprechpartnern sowie ein viel größerer Austausch und Arbeitsteilung. Das werde zu mehr Effektivität führen und Flüchtlingen wie Helfern im praktischen Alltag der Integration viel bringen.
Dieser Alltag beinhaltet zahlreiche Aufgaben und Herausforderungen.
Das wurde sowohl in Jenders Bericht über die Arbeit des Begegnungszentrums sowie in der lebhaften Diskussion deutlich. Schnell einig waren sich alle Redner, dass die deutsche Sprache der Schlüssel zur Integration ist. „Wir als Begegnungszentrum fordern seit vielen Jahren, dass Flüchtlinge sofort einen Anspruch auf Sprachkurse haben“, sagte Jenders. Diese Kurse sollten aber nicht nur von Ehrenamtlichen geleistet werden, das könne nur ein Einstieg sein.
Allerdings wurde in mehreren Wortbeiträgen auch die Bedeutung ganz unbürokratischer Sprachhilfe betont: „Man muss kein Deutschlehrer sein, um Flüchtlingen die wichtigsten Grundbegriffe zu vermitteln“, hieß es. Kritisiert wurde zudem das Behördenkauderwelsch: „Man bräuchte eigentlich noch mal einen Extra-Dolmetscher für das, was in manchen Anträgen und Formularen steht!“, stimmte Jenders dieser Kritik zu.
Kreis soll Förderprogramm öffnen
Zur Sprache kam auch das Thema Ausbildung und Arbeit. „Unser Handwerk sucht dringend qualifizierte Leute. Wie kann man die Flüchtlinge dafür qualifizieren?“, lautete eine Frage. Jenders forderte, der Gesetzgeber müsse bessere Zugangsvoraussetzungen schaffen. Aber auch der Kreis Steinfurt könne unmittelbar helfen: „Er sollte seine Förderprogramme, die derzeit eine Altersobergrenze von 25 Jahren haben, öffnen.“