
Die Politik muss mehr für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf tun: Diese Forderung hat jetzt die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) erhoben. Bestätigt wurde sie darin von der Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Irene Gerlach, die auch dem wissenschaftlichen Beirat des Bundesfamilienministeriums angehört.
Die AsF-Kreisvorsitzende Sonja von Gostomski hatte die Expertin zu einer Diskussionsveranstaltung nach Rheine eingeladen. Gerlach schilderte anhand vieler Zahlen, wie es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Deutschland bestellt ist. So sind zum Beispiel rund 70 Prozent der Mütter heute erwerbstätig. Die weitaus meisten von ihnen – ebenfalls 70 Prozent – jedoch in Teilzeit oder in einem Minijob.
Soziale Risiken
„Teilzeit ermöglicht es zwar, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Allerdings ist das auch mit einem hohen sozialen Risiko verbunden“, sagte Gerlach. Geringe Verdienst- und Karrierechancen, keine eigenständige Existenzsicherung und die Gefahr der Altersarmut – das seien die Kehrseiten von Teilzeitarbeit.
Noch immer hätten Frauen durch die Kindererziehung und die Pflege von Angehörigen große Lücken im beruflichen Werdegang. Sie seien dadurch finanziell abhängig vom Mann. Dabei sei es durchaus so, dass sich „moderne Väter“ mehr in die Familienarbeit einbringen und nicht nur „Ernährer“ sein wollen. Nach einer aktuellen Umfrage wünschten sich 80 Prozent eine gerechte Verteilung der Familienarbeit auf Mann und Frau – doch nur in 14 Prozent gelinge das auch wirklich.
Nur schlecht vereinbar
Politische Instrumente wie das Elterngeld und die Elternzeit zeigten zwar langsam Wirkung, wie leicht steigende Geburtenzahlen untermauerten. Doch gerade in der Pflege von Angehörigen sei es offenkundig, dass die Hauptlast an den Frauen hängen bliebe. „Mit den geltenden Regelungen lassen sich Beruf und Pflege im Allgemeinen nur sehr schlecht vereinbaren“, so das Fazit in der der Diskussionsrunde.
Die AsF-Vorsitzende Sonja von Gostomski sagte am Ende einer regen Diskussion, dass es noch einiges nachzubessern gebe. Und: „Eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist, ähnlich wie beim Thema Gleichberechtigung, wohl erst dann gegeben, wenn man nicht mehr darüber sprechen muss.“
Zum Foto: Professorin Irene Gerlach diskutierte mit den SPD-Frauen über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Links: Sonja von Gostomski, Kreisvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF). Foto: SPD/Ulla Jung