Bedürftige Frauen: Viel zu wenig Geld für Empfängnisverhütung

Sie haben oft weder Arbeit noch Geld. Wenn dann noch ungewollte Schwangerschaften hinzukommen, sind viele bedürftige Frauen und ihre Familien verzweifelt. Um solche sozialen Notlagen zu verhindern, hat der Kreis Steinfurt einen Hilfsfonds „Empfängnisverhütung und Familienplanung“. Doch die Mittel in diesem Fonds sind mit jährlich 7500 Euro viel zu gering, sagen die Fachleute der Schwangerschaftsberatungsstellen von Donum Vitae und Diakonie. Die SPD sieht das auch so und fordert deshalb jetzt eine Aufstockung auf 45 000 Euro.

Einen entsprechenden Antrag haben die Sozialdemokraten in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses angekündigt. Am 4. Juli soll darüber in der Sitzung des Kreistages entschieden werden. „Wir hoffen auf eine Mehrheit, denn eine Aufstockung des Hilfsfonds ist bitter nötig“, sagt Rainer Polkehn, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

Seit der Kreis den Fonds 2010 eingerichtet hat, wird er immer mehr angenommen und nachgefragt. Denn Frauen und Familien mit geringem Einkommen haben kaum Spielraum, regelmäßig und konsequent Verhütungsmittel wie etwa die „Pille“ aus eigener Tasche zu bezahlen.

„Momentan besteht bei rund 150 Frauen jährlich der Bedarf nach einer Finanzierung für Langzeitverhütungsmittel. Mit den im Fonds zur Verfügung stehenden Geldern können diese Anfragen nur zum Teil bedient werden“, schrieben die Fachberater von Donum Vitae und Diakonie schon im letzten Herbst in einem eigenen Antrag an den Kreis.

Ungewollte Schwangerschaften
Pro Frau würden im Durchschnitt 300 Euro für Langzeitverhütungsmittel wie etwa die „Drei-Monats-Spritze“ anfallen. Das bedeute: „Die 7500 Euro sind schon nach 25 Anträgen aufgebraucht.“ Auch auf die Konsequenzen der mangelnden Unterstützung wiesen die Berater hin: „In Einzelfällen kam es bereits zu ungewollten Schwangerschaften.“

Geholfen haben die damaligen Warnungen der Fachleute nicht, eine Aufstockung des Fonds scheiterte auch an den Bedenken der Kreisverwaltung. So fürchtete Kreisdirektor Dr. Martin Sommer Mitnahme-Effekte: Es würden damit Angebote geschaffen, die man als Sozialhilfeträger nicht zwangsläufig mittragen müsse. Inzwischen hat die Verwaltung Entgegenkommen signalisiert: 25 000 Euro sollen es sein.

Der SPD reicht das nicht: „Wir stehen voll hinter den von Donum Vitae und Diakonie geforderten 45 000 Euro. Sonst lässt sich das eigentliche Ziel des Fonds, Familien in sozialen Notlagen zu stützen, eine eigenverantwortliche Familienplanung zu stärken und ungeplante Schwangerschaften zu vermeiden, nicht erreichen“, betont Rainer Polkehn.