


Zur Landtagswahl am Muttertag 2017 schickt die SPD im Kreis Steinfurt zwei starke Frauen ins Rennen: Mit Traumergebnissen von 100 und 95,5 Prozent stellten die Delegierten am Donnerstagabend Elisabeth Veldhues und Ulrike Reifig als Landtagskandidatinnen auf. Reinhold Hemker, der mit Veldhues im Wahlkreis 82 um die Nominierung rang, hatte keine Chance. Ihm blieb nach Auszählung der Stimmen nur der Glückwunsch an seine Konkurrentin.
Drei Kandidaten für zwei Nominierungen: Das mobilisierte die Parteibasis. Der Saal im Saerbecker Gasthaus Ruhmöller war mit den über 40 Delegierten und weiteren SPD-Mitgliedern voll besetzt. „So eine gute Resonanz auf eine Parteiveranstaltung habe ich schon lange nicht mehr erlebt“, freute sich der stellvertretende Kreisvorsitzende, der Tecklenburger Bürgermeister Stefan Streit, bei der Begrüßung der Delegierten.
Für den Chef der Kreis-SPD, Jürgen Coße, stand angesichts des großen Interesses schon vor den Wahlgängen fest: „Die innerparteiliche Demokratie lebt. Darauf kann die SPD stolz sein.“ Coße, seit vier Wochen im Bundestag und seither unermüdlich in der Bundespolitik unterwegs, kündigte an: „Den Schwung von heute Abend möchte ich mitnehmen in die Bundestagswahl im Herbst nächsten Jahres.“
Reifig macht es kurz
Doch der Herbst 2017 ist noch weit, zunächst einmal kommt der Frühling – und damit die Landtagswahl. Für den Wahlkreis 81 sprachen die Delegierten der Altenbergerin Ulrike Reifig das Vertrauen aus: Fünf Minuten blieb sie unter der von Coße eingeräumten Redezeit, doch die zehn Minuten, die sie sprach, reichten aus: 95,5 Prozent aller Stimmen und lang anhaltender Applaus zeigten, dass Reifig mit viel Unterstützung der Basis in den Wahlkampf ziehen kann.
Die 59-Jährige, die vor fünf Jahren schon einmal als SPD-Kandidatin um den Einzug in den Düsseldorfer Landtag gekämpft hatte, sagte, sie wolle vor allem in den Politikfeldern Bildung, Familie sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf Schwerpunkte ihre Arbeit setzen: „Da hat unsere Landesregierung schon viel getan. Jetzt geht es darum, die Dinge weiterzuentwickeln. Da wäre ich gerne dabei.“ Reifig forderte zudem, NRW müsse sozial bleiben. „Und wer, wenn nicht wir Sozialdemokraten, könnte dafür sorgen?“
Hemkers Lebensleistung
Das mit Spannung erwartete Rededuell um die Nominierung im Wahlkreis Steinfurt 82 eröffnete – nach alphabetischer Reihenfolge – Reinhold Hemker. Zwei Tage vor seinem 72. Geburtstag (8. Oktober) blickte Hemker auch auf seine Lebensleistung zurück: Vier Mal wurde er als SPD-Kandidat im Kreis Steinfurt direkt in den Landtag, zwei Mal direkt in den Bundestag gewählt. „Das werden wir als SPD wieder erreichen, die Voraussetzungen dafür wurden schon geschaffen“, sagte er.
Diese Voraussetzungen sieht Hemker durch eine starke und gezielt organisierte Vernetzung der SPD mit vielen gesellschaftlichen Gruppen und Verbänden gegeben. Er sagte, dieses Bündnis habe die SPD auf einen guten Weg mit den richtigen Themen gebracht. „Es geht auf allen Feldern der Politik darum, Vertrauensarbeit zu leisten. Das führt uns zu Wahlsiegen“, so sein Fazit nach einem fünfzehnminütigen Vortrag, in dem es unter anderem um Flüchtlinge, soziale Gerechtigkeit, Umweltpolitik und regionale Strukturpolitik ging.
Engagiert, loyal, verlässlich
Hemkers Konkurrentin um die Landtagskandidatur, Elisabeth Veldhues, verwies in ihrer Vorstellungsrede darauf, dass sie „aus ganz, ganz kleinen Verhältnissen“ stamme. Von Anfang an, seit ihrem Eintritt in die SPD im Jahr 1972, habe sie deshalb in ihren politischen Ämtern und Funktionen um „soziale Gerechtigkeit“ gekämpft. Sie habe das „engagiert, loyal und verlässlich“ getan, als Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Rheine ebenso wie als Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion oder – von 2005 bis 2012 – als Landtagsabgeordnete.
„Johannes Rau hat uns ein Vermächtnis aufgegeben: NRW muss das soziale Gewissen der Republik bleiben, und ich will im neuen Landtag dabei mithelfen“, sagte Veldhues. Sie wolle sich dabei ganz besonders den Themen Kinderarmut, Inklusion, Teilhabe, Bildung sowie Wohnungs- und Arbeitsmarktpolitik widmen. Denn: „Es darf keine soziale Spaltung in unserem Land geben“, betonte sie – auch mit Blick auf die, wie sie sagte, „braunen Rattenfänger“ am rechten Rand der Gesellschaft.
Guter Tag für die SPD
Knapp zwei Minuten kürzer als Hemker sprach Veldhues. Doch die Zeit reichte, um alle Delegiertenstimmen auf sich zu ziehen. Nach ihrem „100-Prozent-Erfolg“ und der Nominierung zur Landtagskandidatin zeigte Veldhues dann noch einmal, wie innerparteiliche Demokratie geht: Freundliches Händeschütteln und gemeinsames Foto mit dem klar unterlegenden Gegenkandidaten.
Jürgen Coße, der Kreisvorsitzende, strahlte: „Ein guter Abend für die SPD.“
Fotos
Jürgen Coße (links), die beiden Landtagskandidatinnen Ulrike Reifig und Elisabeth Veldhues sowie Reinhold Hemker.
Hemker: Trotz engagierter Rede chancenlos.
Handschlag: Elisabeth Veldhues und Reinhold Hemker nach der Entscheidung der Delegierten.