


„Wir wollen hier im Tecklenburger Land und an der Ems nicht Zweiter werden. Wir wollen das Direktmandat gewinnen. Punkt, Aus, Basta!“ Kämpferisch und selbstbewusst warb Jürgen Coße am Donnerstagabend um seine Nominierung zum Bundestagskandidaten für die Wahl im September 2017. Und die Delegierten des Wahlkreises Steinfurt III belohnten Coße für seine Leidenschaft: Mit 95,7 Prozent bescherten sie ihm ein Traumergebnis und die Gewissheit, dass er im kommenden Bundestagswahlkampf großen Rückhalt an der Basis hat.
Zur Nominierung des SPD-Kandidaten für die Städte im Tecklenburger Land sowie für Greven und Emsdetten hatten sich die Delegierten in Ibbenbüren im Gasthaus Dickenberg getroffen. Der Saal war voll. Wer ein wenig zu spät kam, fand erstens keinen Parkplatz mehr und musste zweitens drinnen stehen. Aber das war vielleicht gar nicht schlecht, denn im Stehen lässt es sich oft leichter klatschen als im Sitzen – und Beifall gab es für Coße reichlich. Immer wieder brandete während seiner Rede Applaus auf.
In Berlin von Null auf Hundert
Der stellvertretende Kreisvorsitzende, der Tecklenburger Bürgermeister Stefan Streit, hatte die Delegierten in seiner Begrüßung schon auf einen schwungvollen Abend eingestimmt. „Jürgen ist in Berlin von Null auf Hundert durchgestartet und hat schon verantwortungsvolle Aufgaben übernommen“, lobt er Coße, der zum 1. September in den Deutschen Bundestag nachgerückt ist. Dort ist er nach kurzer Zeit bereits Mitglied des wichtigen Auswärtigen Ausschusses geworden. „Das zeigt, dass man in Berlin weiß, was man an ihm hat und dass man ihm viel zutraut“, so Stefan Streit.
Jürgen Coße selbst räumte in seiner gut 25-minütigen Rede allerdings ein, dass er sehr wohl ein bisschen aufgeregt gewesen sei, als es nach Berlin ging. „Aber die SPD-Fraktion, die Bundestagsverwaltung und vor allem mein tolles Team hier im Wahlkreis haben es mir leicht gemacht, sie haben mich großartig unterstützt“, bedankte er sich.
Eintrittswelle in die SPD
Jetzt will er nicht nur ein Jahr SPD-Bundestagsabgeordneter in Berlin sein, „sondern weit darüber hinaus“, betonte der 47-Jährige. „Dafür werde ich kämpfen“, kündigte er an. Einen zusätzlichen Motivationsschub habe ihm am Donnerstag eine Mitteilung von SPD-Generalsekretärin Katarina Barley gegeben: „Katarina hat mitgeteilt, dass innerhalb von 24 Stunden nach dem Wahlsieg von Donald Trump rund 250 Männer und Frauen einen Antrag auf Mitgliedschaft in der SPD gestellt haben. Das zeigt, dass die Menschen wieder stärker als zuletzt auf die SPD setzen. Sie vertrauen uns in einer Zeit, in der die Welt scheinbar Kopf steht und in der Politik daher umso mehr ein klarer Verstand und klare Werte gefragt sind.“
Im Tecklenburger Land gut vernetzt
Doch nicht nur eine solche Eintrittswelle, wie es sie lange nicht mehr gab, wertete Coße als „Mutmacher“ für die Wahl. „Schaut euch doch mal diesen Wahlkreis an. Die SPD hat hier jetzt schon die meisten Bürgermeister. Die CDU hat sich doch heute noch nicht davon erholt, dass wir jetzt zum Beispiel in Hörstel den Bürgermeister stellen“, sagte er unter großem Beifall. Die SPD sei im Tecklenburger Land sehr gut vernetzt, sie könne selbstbewusst in den Wahlkampf gehen.
Coße sagte in seiner Rede, er sei von Kindesbeinen an ein „waschechter Sozi“, stamme aus einer Arbeiterfamilie und habe seinen Weg nicht zuletzt dank der Bildungsoffensive unter Willy Brandt machen können. „Ich habe aber nie studiert, das würde ich auch nie behaupten“, sagte Coße unter sichtbarem Schmunzeln der Delegierten auch in Richtung der unrühmlich ausgeschiedenen SPD-Bundestagsabgeordneten Petra Hinz, für die er in den Bundestag nachgerückt ist.
Nicht jammern, machen!
Aber auch ohne Studium habe er eines gelernt: „Wenn man in der Politik etwas erreichen will, dann darf man nicht nur jammern und lamentieren, dann muss man selber gestalten. Wer in einem Haus etwas verändern will, muss in das Haus rein und nicht davor stehen bleiben!“
In den vielen Jahren seiner politischen Tätigkeiten und Funktionen für die SPD habe ihn dabei immer ein Grundsatz geleitet: „Ziel unserer Politik muss es sein, dass jeder und jede gut leben kann. Bei uns in der Region, aber auch weltweit.“ Die SPD müsse dabei auf ihre Kernkompetenzen Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität setzen, sagte Coße. Was das bedeutet, verdeutlichte er in einem Streifzug durch verschiedene Felder der Bundespolitik.
Zeche: Bund soll mehr zahlen
Doch nicht nur die „große Politik“, sondern auch zahlreiche konkrete Aufgaben im Wahlkreis sprach Coße an. Zum Beispiel die Schließung der Zeche in Ibbenbüren: „Der Bund hat entschieden, dass 2018 Schluss sein soll. Wenn er das will, soll er auch mehr Strukturfördermittel bereitstellen, damit der Wandel gelingen kann.“ Er wolle als Bundestagsabgeordneter dafür sorgen, dass der Bund hier „mehr in die Pflicht genommen wird“.
Weitere Themen, für die er sich im Sinne des Wahlkreises in Berlin ins Zeug legen will, sind unter anderem ein guter Ausgleich zwischen den Interessen der Rohstoff abbauenden Industrie (etwa in Lengerich und Lienen) und der um die Umwelt besorgten Bürger. „Arbeitsplätze und der Schutz der Umwelt liegen mir gleichermaßen am Herzen.“ Die Stärkung des Öffentlichen Personennahverkehrs in der Region, eine bessere Breitbandversorgung, die Sicherstellung der medizinischen Infrastruktur auf dem Land oder auch die „Gülle-Grundwasser-Falle“ waren weitere Stichworte.
Schnellzug statt Bummelzug
Und auch die Deutsche Bahn will er sich vornehmen. „Es kann doch nicht sein, dass auf der Strecke Berlin-Amsterdam ein Jahrzehnte alter Schrottzug durch unsere Bahnhöfe rattert.“ Da, so Coße, habe er bereits den Innenminister eingeschaltet, und Ronald Pofalla von der Bahn wolle er auch noch auf die Füße treten. „Wenn das sonst keiner für unseren Wahlkreis macht: Ich mache das“, betonte Coße.
Dass Coße selbst nicht als Bummelzug, sondern als Schnellzug im kommenden Wahlkampf unterwegs sein wird, das honorierten die SPD-Delegierten mit ihrer Stimme. 95,7 Prozent: Von einer solchen Zustimmungsquote würde wohl auch die Deutsche Bahn träumen.