SPD: Kreis würde von eigener Wohnbaugesellschaft profitieren

Sie wirft satte Dividenden ab, schafft bezahlbare Wohnungen, fördert zukunftsfähige Stadtviertel, bietet Mietern lebensnahe Serviceleistungen an – und das alles ohne einen Cent Umlage-Zuschuss des Kreises Unna. Die SPD war beeindruckt von der Unnaer Kreis Bau- und Siedlungsgesellschaft (UKBS). „So etwas können wir im Kreis Steinfurt auch gut gebrauchen“, sagt Elisabeth Veldhues, Chefin der SPD-Kreistagsfraktion.

Die SPD hatte jetzt den Geschäftsführer der UKBS, Matthias Fischer, eingeladen. „Wir hoffen auf weitere Argumente für unseren Antrag“, sagte Veldhues. Die SPD will, dass der Kreis Steinfurt eine eigene Wohnungsbaugesellschaft gründet. Sie soll gerade den kleineren Städten und Gemeinden helfen, mehr günstige und barrierefreie Wohnungen zu bauen.

Doch dieser Antrag stößt auf Widerstand. So behaupteten Wohnungsvereine aus Rheine, Ibbenbüren, Ochtrup und Lengerich letzte Woche in einem Brief an den Landrat, der Kreis Steinfurt sei auch dank ihrer Aktivitäten „mit modernem und preiswertem Wohnraum hervorragend versorgt“. Für Veldhues ist das aber ein Verkennen der Lage. „Kein Mangel an günstigen Wohnungen? Das höre ich zum ersten Mal!“

Startkapital wäre vorhanden
Startkapital für die Gründung einer kreiseigenen Wohnungsbaugesellschaft ist nach SPD-Auffassung da. So spült der Erlös aus RWE-Aktien, die vor Jahren gut verzinst angelegt wurden und deren Zinsfestschreibung jetzt ausläuft, rund 60 Millionen Euro in die Kassen des Kreises. 30 Millionen werden für die FMO-Schuldentilgung benötigt, die andere Hälfte will der Kreis wieder angelegen.

„Wir meinen jedoch: Da wird bei den derzeitigen Zinsen nicht viel Rendite herausspringen. Viel profitabler und sinnvoller wäre es, einen Teil des Geldes in die Gründung einer Wohnungsbaugesellschaft zu investieren“, so Veldhues.

Gut angelegtes Geld
Denn das wäre gut angelegtes Geld, wie der Vortrag des UKBS-Geschäftsführers Matthias Fischer deutlich machte. So wird den Anteilseignern der Unnaer Gesellschaft – der Kreis Unna und einige Kommunen – jedes Jahr eine satte Dividende ausgezahlt. Als Fischer von 24 Prozent des einzahlten Kapitals sprach, konnten es die Sozialdemokraten erst kaum glauben.

„Es ist aber so. Wir haben in allen Jahren bisher immer einen guten Gewinn erwirtschaftet“, sagte Fischer. „Wir sind für den Kreis Unna eine der wenigen Beteiligungsgesellschaften, die positive Ergebnisse schreibt.“

Moderate Mieten
Die Kaltmieten für die von der Gesellschaft neu gebauten oder sanierten Wohnungen lägen pro Quadratmeter zwischen 4,38 und 5,11 Euro. Mit Neben- und Heizkosten lägen die Mietpreise bei rund sieben Euro warm. Bezahlbar für die Mieter, von denen 30 bis 35 Prozent SGB II-Empfänger seien, so Fischer.

In den Fällen, in denen die Wohnungsgröße (zwischen gut 50 und knapp 80 Quadratmeter) nicht mit den SGB II-Grenzwerten zu vereinbaren sei, verzichte die UKBS auch auf Mietanteile. Das könne sich die Gesellschaft bei einem Gesamtaufkommen von 11,5 Millionen-Netto-Mieteinnahmen leisten. „Unsere Miete soll für Menschen mit wenig Geld bezahlbar bleiben“, sagte er.

Gut für das Stadtviertel
In diesem sozialen Wohnungsbau der UKBS gebe es mit 0,8 Prozent kaum Leerstände, die Fluktuationsrate (Mieterwechsel) sei mit 8,5 Prozent gering. Fischer empfahl einer möglichen Wohnungsbaugesellschaft des Kreises Steinfurt, bei Neubauten für einen Mieter-Mix zu sorgen: 50 Prozent der Wohnungen sollten öffentlich gefördert, 50 Prozent frei finanziert werden. „So eine Mischung ist gut für das Leben in einem Stadtviertel“, betonte er.

Ohnehin kümmert sich die UKBS mit ihren Bau- und Sanierungsprojekten auch für eine durchdachte und zukunftsfähige Stadtviertel-Entwicklung. Fischer stellte zahlreiche Projekte vor: Kindergarten, Betreutes Wohnen, Mehrgenerationen- und Ärztehaus. Geplant sei auch, in bestehenden Wohnhäusern Barrierefreiheit zu schaffen oder Aufzüge anzubringen.

Sozialkassen werden entlastet
Für Mieter ab 70 Jahren bietet die Gesellschaft zudem für wenig Geld haushaltsnahe Dienstleistungen (etwa Putzen oder Lebensmitteleinkauf) an. „Auch damit wollen wir helfen, dass alte Menschen so lange wie möglich eigenständig in ihren Wohnungen und in ihrem vertrauten Wohnviertel bleiben können“, so Fischer. „Und ganz nebenbei spart jeder Tag, an dem die Senioren nichts ins Altenheim müssen, den Kreis Unna viel Geld.“

Für die SPD-Politiker war erneut klar: Es gibt viele gute Argumente dafür, dass eine kreiseigene Wohnungsbaugesellschaft gegründet wird – als Motor für den Bau bezahlbarer Wohnungen und für das Entstehen intakter Stadtviertel. Motto dabei: „Es geht nicht bloß darum, wie man wohnt, sondern wie man lebt.“