Gespräch mit Vertretern privater Wohnungsbaugesellschaften / Fachwissen „ins Boot holen“
Die SPD setzt weiter auf eine kreiseigene Wohnungsbaugesellschaft. „Wir brauchen bezahlbaren und barrierefreien Wohnraum in großer Zahl. Der Kreis Steinfurt muss selbst tätig werden und die Sache ankurbeln. Er darf es nicht dem freien Spiel der Kräfte überlassen, ob Geringverdiener, Rentner oder Familien mit Kindern eine günstige und gute Wohnung bekommen.“ Das sagte die Vorsitzende der Kreistagsfraktion, Elisabeth Veldhues, jetzt in einer Gesprächsrunde mit Vertretern privater Wohnungsbaugesellschaften.
An dem Gespräch im Steinfurter Kreishaus nahmen neben Mitgliedern der SPD-Fraktion Christoph Isfort von der Wohnungsgesellschaft Rheine, Hubert Scharlau vom Wohnungsverein Rheine und Uwe Schramm von der ebenfalls privatwirtschaftlich organisierten Wohnungsbaugesellschaft Kreis Steinfurt teil. „Wir möchten die Meinungen und Kenntnisse dieser Akteure, die seit langem am Wohnungsmarkt tätig sind, kennenlernen und berücksichtigen“, betonte Veldhues, dass die SPD für ihr Vorhaben Fachwissen „ins Boot holen“ will.
Eine legitime Idee
Sowohl Isfort wie auch Scharlau und Schramm unterstrichen, dass der Vorschlag der SPD „vom Grundsatz her legitim“ sei. Sie wiesen allerdings darauf hin, dass es seit vielen Jahren etliche Gesellschaften im Kreis Steinfurt gebe, die sich um den sozialen Wohnungsbau kümmern und dabei auch gute Erfolge erzielt haben. Als ein besonders gelungenes Beispiel nannte Scharlau das Projekt „Soziale Stadt im Dorenkamp“ in Rheine. Trotz aller Anstrengungen und Erfolge müsse man aber den von der SPD aufgezeigten Mangel an bezahlbarem und barrierefreiem Wohnraum im Kreis Steinfurt anerkennen, räumten die Vertreter der privaten Wohnungsbaugesellschaften ein.
Das Problem sei dabei nicht so sehr, öffentliche Fördermittel zu erhalten. „Da ist die Wohnungsförderung des Kreises Steinfurt mit seinem Leiter Jürgen Blömker landesweit geradezu vorbildlich unterwegs, sie schöpft die Mittel zu 100 Prozent ab“, stimmten sie dem Lob von Elisabeth Veldhues zu.
Grundstücke fehlen
„Das Nadelöhr liegt in der Grundstücksbeschaffung“, betonte Uwe Schramm. „Geld ist da, Grundstücke nicht.“ Die Gesprächspartner der SPD betonten, wenn bezahlbarer Wohnraum gewünscht werde, dann dürften die Kommunen die Grundstücke nicht mehr zu Höchstpreisen verkaufen. Die Preistreiberei müsse aufhören. „Die Städte und Gemeinden müssen nicht so sehr an kurzfristige Einnahmen, sondern viel stärker an nachhaltige Vermietbarkeit der Wohnungen und an einen zukunftsfähigen Städtebau denken!“
Kleine Kommunen überfordert
Dass kleine Kommunen bei der Umsetzung von sozialem Wohnungsbau schnell an ihre Grenzen stoßen können, verdeutlichte der stellvertretende Bürgermeister von Laer, Gerrit Thiemann. Der SPD-Politiker sagte, die Gemeinde kaufe für öffentlich geförderten Wohnungsbau Grundstücke im Wert von fünf Millionen Euro. „Unsere Gemeindeverwaltung hat aber schon signalisiert, dass sie die Realisierung bei diesem Volumen nicht mit eigenen Kräften schafft.“ Den kleineren Kommunen könne eine kreiseigene Wohnungsbaugesellschaft hier sehr helfen. Scharlau, Isfort und Schramm boten ebenfalls Hilfe an: „Sprechen Sie uns an, wir verfügen über das nötige Netzwerk.“
Grundsätzlich müsse man jedoch auch bedenken, dass in kleinen Orten die Eigentumsquote sehr hoch und die Mietwohnungs-Nachfrage gering sei, warnte Uwe Schramm. Für die SPD macht jedoch gerade deshalb eine kreisweite Wohnungsbaugesellschaft Sinn. Sie könne die Schritte wagen, die private Investoren wegen des geringeren Mieterpotentials oft scheuen. Und Beispiele wie etwa im Kreis Unna hätten überdies klar gezeigt, dass sich sehr wohl eine gute Rendite für eine kreiseigene Wohnungsbaugesellschaft erzielen lassen. „Das Geld ist dort sehr gut angelegt“, so Elisabeth Veldhues.
Guter Gedankenaustausch
Sowohl die SPD-Mitglieder als auch die Vertreter der privaten Wohnungswirtschaft waren sich nach zwei Stunden intensiver Diskussion einig, dass ein solcher Gedankenaustausch auf jeden Fall hilfreich war, um ans gemeinsame Ziel zu kommen – nämlich mehr günstige und gute Wohnungen zu schaffen.