SPD-Delegation mit Minister Rainer Schmelzer besucht „Lernen Fördern“ in Emsdetten und das Noltewerk in Greven
Blicke sagen oft mehr als Worte. Nicht nur in der Liebe, auch am Arbeitsplatz. „Wenn ich Ihre Mitarbeiter anschaue, sehe ich sofort, dass sie zufrieden mit ihrem Job und stolz auf sich sind! Glückwunsch!“ Diese Gratulation sprach NRW-Arbeits- und Integrationsminister Rainer Schmeltzer dem Emsdettener Unternehmen „Lernen Fördern“ aus. Wenig später und neun Kilometer weiter setzte er erneut zu einem Lob an. Es galt der Carl Nolte Technik GmbH in Greven: „Wenn alle Unternehmen so wären, hätten wir keine Sorgen.“
In diesen beiden Unternehmen im Kreis Steinfurt informierte sich Schmeltzer jetzt gemeinsam mit SPD-Landtagskandidatin Elisabeth Veldhues und Mitgliedern der SPD-Kreistagsfraktion. „Wir wollen den Betrieben und ihren Mitarbeitern mit unserem Besuch auch verdeutlichen, dass uns ihre Sorgen, Wünsche und Anregungen wichtig sind“, sagte Veldhues.
In Emsdetten ging es um das Thema Inklusion und Arbeit. Denn genau das leistet das gemeinnützige Dienstleistungsunternehmen „Lernen Fördern“.
Derzeit 45 Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten in dem Gebäudekomplex im Industriegebiet Süd Hand in Hand. Sie sorgen für ein „logistisches Rund-um-Sorglos-Paket“, wie der stellvertretende Geschäftsführer Ludger Lünenborg und Betriebsleiter Ralf Schöpper erläuterten.
Namhafte Kunden
Lagerhaltung, Konfektionierung, Optimierung, Versand: Das ist die Arbeit in den insgesamt 8000 Quadratmeter großen Lagerhallen. Nur wenige Maschinen, dafür aber umso mehr geschickte Hände erledigen die Aufträge: Da werden Plastikdeckel zusammengesetzt, Flaschen etikettiert, Blumentöpfe montiert, Gewürzgläser umsortiert, Sandsteinelemente verklebt, Pakete gelagert. Zu den Kunden zählen Giganten wie Aldi oder Amazon, aber auch regionale Größen wie der Kunststoffhersteller Emsa oder der Maschinenbauer Reckers.
„Wir sind keine Werkstätten, sondern ein Betrieb. Das Unternehmen muss sich selbst tragen“, sagte Geschäftsführer Lünenborg. Für Minister Schmeltzer und die SPD verdient gerade das besondere Anerkennung: „Das ist gelebte Inklusion. Menschen mit Behinderungen oder solche, die wegen anderer Beeinträchtigungen keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt hätten, werden hier in das reale Wirtschaftsleben eingebunden. Damit erhalten sie auch ein Stück ihrer Würde zurück!“, so Schmeltzer und Veldhues.
Den lassen wir nicht gehen
In Greven lernten die Sozialdemokraten dann Eqrar Mohammadi kennen. Der 26-jährige Flüchtling ist seit letztem Jahr angestellt im Noltewerk und arbeitet als Verfahrensmechaniker in der Kunststofftechnik des Unternehmens. „Einen Mann von seinem Können, seinem Biss, seiner Superarbeit, den wollten wir nicht gehen lassen, das war klar!“, sagten Christoph van Üüm, Geschäftsführer des Noltewerks, und Nils Nolte, Geschäftsführer der Nolte Technik.

Zunächst als Leiharbeiter, dann in einer zweieinhalbjährigen Ausbildung hat Mohammadi, der mit seiner Familie aus Afghanistan floh, seinen Weg bei Nolte gemacht. Und zwar so beeindruckend, dass er sogar für den Grevener Ausbildungsförderpreis nominiert wurde.
„Das Noltewerk hat sich schon vor der großen Flüchtlingswelle für Migranten engagiert. Für uns ist nicht wichtig, wo jemand herkommt. Für uns zählt, dass er gut arbeitet und gut zu uns passt“, betonte van Üüm. Um die Sprachkenntnisse seiner ausländischen Mitarbeiter zu fördern, hat das Unternehmen sogar eine eigene Lehrkraft für Deutsch eingestellt.
Abschiebungen verunsichern Betriebe
Natürlich habe es bei manchen Migranten auch Anpassungsprobleme gegeben. Dennoch seien die Erfahrungen gut, wie das Beispiel Mohammadi zeige, sagten die beiden Nolte-Geschäftsführer. Sie halten es für machbar, dass zumindest die großen Betriebe „zwei oder drei Leute“ aufnehmen. Schmeltzer nannte diese Haltung vorbildlich: „Integration gelingt am besten, wenn wir Wirtschaft und Arbeit früh an die Flüchtlinge herantragen.“
Allerdings ist die Motivation der Betriebe derzeit getrübt. Denn: „Wie sicher können wir noch sein, dass unsere Auszubildenden nicht in ihr Heimatland abgeschoben werden?“, sprach Geschäftsführer van Üum die Debatte über die Bleibeperspektive an – auch, weil das Unternehmen aktuell selbst durch den Fall eines jungen Afghanen betroffen ist. Er soll abgeschoben werden.
Ausländerbehörde ermahnt
Schmeltzer stellte klar, dass das so einfach nicht geht. „Alle Ausländerbehörden, auch die im Kreis Steinfurt, müssen sich an die 3+2-Regelung halten!“ Das heißt: Flüchtlinge, die eine Ausbildung beginnen, sollen die Lehre beenden und danach zwei Jahre arbeiten können – unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus. Wichtig sei dabei, dass der Ausbildungsvertrag vor der Anhörung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geschlossen wurde. Noch während des Gesprächs veranlasste der Minister, dass der Erlass zur 3+2-Regelgung dem Ausländeramt des Kreises Steinfurt erneut zugeht.
Am Ende des Besuches, bei dem das Integrations-Engagement des Grevener Unternehmens viel Anerkennung durch die SPD erfuhr, verabschiedete auch Eqrar Mohammadi die Politiker. In sehr gutem Deutsch, sehr höflich und mit festem Handschlag übrigens.