SPD zu Besuch bei Kröner-Stärke, einem der größten Unternehmen im Tecklenburger Land / Firmenchef klagt über EEG-Umlage
Ibbenbüren/Kreis Steinfurt. Jedes Jahr, so kurz vor Weihnachten, warten die Geschäftsführer der Hermann Kröner GmbH gespannt auf die Post. Denn dann hoffen Dr. Götz Kröner und Henrik de Vries auf eine schöne Bescherung. Genauer gesagt: auf eine Reduzierung der fälligen Umlage beim Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). „Wenn wir diese Befreiung nicht erhalten, dann fällt die Jahresbilanz von Kröner-Stärke eher bescheiden aus. Denn das EEG macht inzwischen einen so hohen Kostenanteil aus, dass wir praktisch fremdbestimmt sind“, sagten sie jetzt bei einem Besuch von SPD-Politikern um den Bundestagsabgeordneten Jürgen Coße.
Fremdbestimmt: Das hört sich nicht gut an für ein Unternehmen, das seit seiner Gründung im Jahr 1900 in Hand der Familie Kröner ist und in der Firmen-Hochglanzbroschüre stolz auf seine Unabhängigkeit hinweist. „Ich kann versichern, dass wir auch unabhängig bleiben wollen und werden“, sagte Dr. Götz Kröner.
Coße: Wir kümmern uns unsere Betriebe
Doch der Firmenchef benutzte das Wort von der „Fremdbestimmung“ ganz bewusst, als sich Coße und zahlreiche Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion über das aktuelle Befinden von Kröner-Stärke informierten. Schließlich ging es bei diesem Besuch für die Firma auch darum, Sorgen loszuwerden. Denn: „Wir kümmern uns um unsere Betriebe und wollen vor Ort hören, was los ist“, betonte Coße den Zweck des Besuches.
Mit ihren derzeit rund 110 Mitarbeitern, einem Jahresumsatz von rund 65 Millionen Euro und einer Export-Quote von 40 Prozent ist Kröner-Stärke eines der größten Unternehmen im Tecklenburger Land. „Unser Hauptkostenfaktor ist natürlich der Rohstoff Mehl“, erläuterte Kröner. In hochtechnisierten Fabrikationsverfahren entstehen aus den unbehandelten Mehlen und aus eigenem Quellwasser die Produkte, die an Industrie, Handwerk und Handel verkauft werden.
Neben der traditionellen Herstellung von Weizenstärke und Weizengluten geht es dabei auch um verschiedenste Veredelungsprodukte. Bei „glutenfreier Weizenstärke“ und „diätetischen Ernährungsweisen“ hat sich das Unternehmen, das seit 1997 auf „Bio“ und auf den Verzicht von Chemie und Zusatzstoffen setzt, eine Alleinstellung im hart umkämpften Markt erarbeitet.
Konkurrenz in Frankreich hat es leichter
Doch, und das nahm die SPD-Fraktion als Arbeitsauftrag mit: Die gute Position am nationalen und internationalen Markt wird durch die hohen Energiekosten erschwert. Von Montag bis Sonntag, rund um die Uhr, wird in einem Vier-Schicht-System gearbeitet. 100 000 Tonnen Mehl werden jährlich verarbeitet – und dafür wird jede Menge Strom benötigt.
„Unsere Hauptwettbewerber kommen aus Frankreich. Die haben es günstiger und einfacher mit den Energiekosten“, sagte Henrik de Vries. Nicht nur das jährliche Bangen wegen der EEG-Umlage, auch ein hoher bürokratischer Aufwand in Deutschland würden dem Unternehmen zu schaffen machen, wie Dr. Götz Kröner sagte.
Jürgen Coße versprach, sich als SPD-Abgeordneter im Bundestag dafür einzusetzen, dass Unternehmen mit einem hohen Energiebedarf auch künftig auf eine Reduzierung der Umlage setzen können. „Das es überhaupt solche Befreiungen im EEG gibt, ist Sigmar Gabriel zu verdanken“, erinnerte Coße an die Verdienste des früheren Wirtschaftsministers.
Wie Politik helfen kann, zeigte die Anwesenheit des Tecklenburger Bürgermeisters Stefan Streit. Er hatte für ein wichtiges Investitionsvorhaben von Kröner-Stärke „grünes Licht“ in den Tecklenburger Gremien eingeholt – und zwar einstimmig, alle Parteien dafür.
„Solche Signale freuen uns“, sagte Firmenchef Kröner, bevor er die SPD-Besucher zu einer abschließenden Besichtigung der Produktionsstätten einlud.
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Die SPD-Besucher um den Bundestagsabgeordneten Jürgen Coße mit Firmenchef Dr. Götz Kröner vor dem Verwaltungsgebäude des Unternehmens. Für die Besichtigung der Produktionsstätten mussten die Besucher Hygiene-Anzüge anlegen. (Foto: SPD-Presse)