Landwirtschaft, Gesellschaft, Politik. Drei Bereiche, die viel häufiger als früher in Konflikt geraten. Probleme gibt es genug. Überdüngung und Nitrat-Belastung der Böden, Glyphosat, Massentierhaltung, Fleischkonsum, Umwelt- und Artenschutz sind nur einige der Themen, die aktuell eine breite gesellschaftliche Debatte erfahren. Dies haben die SPD-Kreistagsabgeordneten zum Anlass genommen, das Gespräch mit der Berufsvertretung der Landwirte im Kreis Steinfurt (WLV Kreisverband Steinfurt) zu suchen.
Prümers: Landwirtschaft ist längst auf dem Weg
WLV-Chef Johann Prümers beklagte, die Politik arbeite zu viel „per Ordnungsrecht“ und zu wenig kooperativ. Dabei habe sich die Landwirtschaft doch bereits auf den Weg gemacht, Lösungen für längst erkannte Probleme zu finden. Prümers verwies auf die „Nachhaltigkeitsoffensive“ des WLV. Tierwohl, Artenschutz, Blühstreifen, Gewässerschutz, Insektensterben – überall mache man sich Gedanken. Nicht immer gebe es aber einfache Lösungen. „Für das Kupieren der Schwänze bei Schweinen gibt es zurzeit schlicht noch keine Alternative. Auch die Kastration von Ferkeln ist notwendig“, nannte er einige Beispiele.
Handlungsbedarf besteht – die Landwirtschaft muss ihren Beitrag leisten
Kritisch diskutiert wurden aktuelle Initiativen der SPD-Kreistagsfraktion. Diese hatte u.a. beantragt, auf kommunalen Flächen Blühstreifen einzurichten und mehr für Umwelt- und Artenschutz zu tun. Im Zuge der Affäre Schulze Föcking forderten die Sozialdemokraten zudem einen Umstieg auf unangemeldete Kontrollen der landwirtschaftlichen Betriebe.
Martina Kamphues, Umweltexpertin der SPD-Kreistagsfraktion, stellt klar: „Uns geht es überhaupt nicht darum, gegen die Landwirte zu arbeiten. Aber: Handlungsbedarf besteht nun einmal und die Landwirtschaft ist aufgefordert, ihren Beitrag zu leisten.“ Die eigenen Anträge zielten zudem vor allem auf die Kreisverwaltung ab, die noch mehr leisten könne. „Dennoch gilt: Mit der Art, wie wir Landwirtschaft betreiben, machen wir auf Dauer unsere Böden und unser Trinkwasser kaputt und zerstören die Lebensgrundlagen für Insekten und Pflanzen. Also muss etwas passieren – und das nicht nur aber auch bei den Landwirten“, so Kamphues abschließend.
Richtig sei dabei voneinander zu lernen und möglichst viel miteinander zu reden. In die gleiche Kerbe schlug WLV-Geschäftsführer Franz-Georg Koers: „Wir brauchen mehr Kooperation und weniger Konfrontation“, fasste er das Verhältnis von Politik und Landwirtschaft zusammen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sind bereits Hofbesuche und weitere Arbeitstreffen geplant.