Alle sind gefordert – Politik muss Unterstützung überdenken

Die Zahl sieben wird häufig mit Hoffnung verbunden. In Ibbenbüren hat sie eine ganz besondere Bedeutung. An sieben Standorten in Ibbenbüren bietet der SkF (Sozialdienst katholischer Frauen) Hilfe, Beratung und Unterstützung für Menschen in schwierigen Lebenslagen an. In unmittelbarer Nachbarschaft und gut erreichbar vom Bahnhof befinden sich neben der Geschäfts- und Beratungsstelle auch das Gebäude der Wohnungsnotfallhilfe, des Adoptions- und Pflegekinderdienstes, das Wohnhaus für Frauen sowie die Ibbenbürener Tafel. Im Sozialkaufhaus gegenüber sind neben der Möbelabteilung ein Haushaltswarenlädchen und die SKF Boutique untergebracht. Eine Besonderheit im Kreis Steinfurt ist sicherlich die Suppenküche, die viermal wöchentlich geöffnet ist und immer Donnerstagabends einen multikulturell vielfältigen „Ein-Topf für Alle“ anbietet. Auf Initiative von Gisela Lang, stellvertretende Landrätin im Kreis Steinfurt und Fraktionskollegin Barbara Drees-Löpmeier, hatten die Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion Gelegenheit, die unterschiedlichen Einrichtungen und Aktivitäten des SkF kennen zu lernen.

Zwei Stunden lang berichtete Barbara Kurlemann den Besucherinnen und Besuchern über die anspruchsvollen Aufgaben und das vielfältige ehrenamtliche Engagement des Sozialdienstes katholischer Frauen. 63 hauptamtliche und 350 ehrenamtliche Mitarbeitende versuchen, dem ständig wachsenden Bedarf gerecht zu werden. Die gelernte Sozialarbeiterin und Managerin im Sozialwesen verschweigt nicht, dass die Bewältigung der Arbeit in allen Bereichen, in denen der SkF aktiv ist, immer schwieriger wird. Bei der Schuldnerberatung, dem Pflegekinderdienst, der Kleiderboutique, überall steige die Nachfrage. Einige Bereiche, besonders die zur Versorgung von Menschen in existenziellen Notsituationen, erhalten Unterstützung über die Bistumsebene. Aktuell unterstütze die Kirche die Arbeit des SkF Ibbenbüren zu etwa 20 Prozent aus Kirchensteuermitteln. Auch die Politik leistet einen Anteil durch die Übertragung von Aufgaben und Finanzierung von Stellen, beispielsweise in der Insolvenz- und Schuldnerberatung oder der Kindertagespflege, berichtet Kurlemann. Aktuell sei jedoch besonders die Tafel ein Problem, da sie sich ausschließlich über Spenden trage. Überall in Deutschland und auch im Kreis Steinfurt sei der Bedarf der Menschen stark angestiegen. „Es schmerzt“, so Barbara Kurlemann, dass die Ibbenbürener Tafel ihr Ausgabesystem wegen der großen Nachfrage von Anfang Oktober an umstellen müsse. Die Menschen könnten nun nicht mehr wöchentlich, sondern nur noch alle zwei Wochen kommen, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. „Die Tafeln bekommen bisher keine öffentliche finanzielle Unterstützung. Die Träger von Tafeln fühlen sich oft allein gelassen. Es würde wirklich helfen, wenn wir wenigstens für die Organisation eine Stelle hätten“, betont die Geschäftsführerin. Die Politikerinnen und Politiker der SPD-Kreistagsfraktion kennen die Bedenken gegen eine Finanzierung. Die Tafeln sollten nie eine feste Einrichtung werden. Deshalb tue sich die Politik so schwer mit einer Förderung, erklärt SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Middendorf. Unter den anwesenden Politikerinnen und Politikern besteht Einigkeit, dass angesichts der neuen Bedingungen alte Bedenken auf den Prüfstand müssen. Auch die Politik werde in vielen Bereichen Strukturen überdenken und neue Lösungen finden müssen. Barbara Kurlemann schöpft Hoffnung aus dem Treffen der BürgermeisterInnen, die sich intensiv mit der Problematik beschäftigt haben und der Initiative für ein kreisweites Treffen aller Tafelverantwortlichen mit Verantwortlichen der Kreisverwaltung Anfang November. Neue Wege gehen. Wer könnte da mehr Erfahrung einbringen als der SkF, dessen Aktive sich seit vielen Jahren auf vielfältige Weise für Veränderungen einsetzen, auch in der Kirche.